Die Unübersichtlichkeit bei den Proptechs in Österreich hat ein Ende. Der erste Austrian Proptech Report schafft Abhilfe.
Die Präsentation vom ersten Proptech Report in Österreich lieferte Einblicke in eine Szene die klein aber fein ist. 123 Proptechs sind es, die im Report der Austrian Proptech Initiative (apti) namentlich genannt sind. Erfolgsfälle, die über das Land hinaus weisen gibt es auch und die wurden zur Feier des Tages vor den Vorhang geholt. In den Räumen der Wirtschaftskammer, wo das Event stattfand, durfe Planradar als Zugpferd für globalen Erfolg heimischer Gründer nicht fehlen. „Das Produkt sollte leicht verständlich sein und zwar so dass es auch die Oma versteht“, sagt Domagoj Dolinsek, der Gründer mit Erfahrung aus der Baupraxis. Das Erfolgsgeheimnis liege auch in der Beliebtheit bei der angepeilten Nutzergruppe auf der Baustelle. Dokumentation und digitale Pläne vor Ort, damit ist man weltweit durchgestartet. Nicht nur fürs Baumanagement sondern auch für den Gebäudebetrieb werden hier gesammelte Daten verwendet, was Mehrwert stiftet.
In aktuellen Zeiten sind Tech-Firmen vielfach gefragt, um mit einem sich wandelnden Marktumfeld fertig zu werden. „Wir arbeiten an einer Lösung, wo man virtuell durch den Bau geht und alles einfach mit Rundumblick inspiziert“, sagt Dolinsek und über den Augmented Reality-Helm lässt sich dann alles lückenlos nachvollziehen. Außerdem werden die Plattformen erweitert und alles soll in die „IT-Landschaft“ besser integrierbar sein. Damit sind wesentliche Dinge angesprochen, die Immobilienprofis gerne bei innovativen Lösungen reklamieren. „Damit das auch im Alltag eingesetzt werden kann, müssen funktionierende Schnittstellen da sein“, gibt Michael Pisecky den Anbietern von Proptech-Lösungen einen Hinweis aus der Praxis eines Großmaklers. Einem solchen, der sReal, hat der Immobilienprofi lange als Geschäftsführer gedient. Insellösungen seien außerdem zu vermeiden, denn aus Firmensicht ist das dann nur die Anwendung Nummer hundert, die vielleicht auch nicht verwendet wird. Weiters genüge es nicht, nur mit einer Idee anzukommen genausowenig aber dürfe nicht in eine beliebige Richtung entwickelt werden. „Es gibt genügend Beispiele, wo viel Arbeit in ein Produkt investiert wurde bei dem dann nicht klar ist, was es bringt“, sagt Pisecky bei der Vorstellung des Proptech-Reports.
Ein Macher, dem diese Fehler nicht unterlaufen sein dürften ist Jörg Buß, der mit Checkmyplace und dem späteren Verkauf an Pricehubble seine persönliche Proptech-Geschichte erzählen kann. „Für den Wachstumspfad ist es sinnvoll in einzelnen Ländern lokale Player zu erwerben“, sagt Buß über die Eingliederung bei Pricehubble. Das würde schnelles Wachstum garantieren und ein solches würde es schon brauchen, um in der Welt der Startups erfolgreich zu sein. Als Geschäftsführer von Pricehubble Österreich präsentierte er auch die neueste Entwicklung der automatisierten immobilienbewertung, nämlich die prognostizierte Bewertung nach Energieklassen.
Traditionsmakler Eugen Otto sieht sich selbst nicht als technik-affin und dennoch ist er regelmäßig bei den apti-Veranstaltungen. „Es geht darum, dass die Dinge uns das Leben vereinfachen und wir uns auf die eigene Dienstleistung konzentrieren können“, sagt Otto. Zeit sei im Tagesgeschäft immer zu wenig und die Anforderungen würden aber immer weiter steigen. Da sei es hilfreich, auf die Dienste von Proptechs zurück greifen zu können. Matthias Plattner, der bei der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) das Property- und Facility Mangament leitet, sieht noch andere Gründe, warum man sich Neuem besser nicht verschließt: „Für die kommenden Herausforderungen mit der Energiewende in einer vernetzten Welt ist Offenheit gefragt“. Autarkie und dezentrale Energieversorgung sind Beispiele, wo sich die BIG auch aktiv engagiert. Beteiligungen an Startup-Unternehmungen hat man bei AmpeersEnergy und dem vielseitigen Nutzertool Pockethouse. An Nutzern die ein App einsetzen können mangelt es der BIG nicht. Bis zu 500.000 Menschen sollen es sein, welche die Gebäude täglich nutzen und die man damit bedienen könne.
Die Digiatlisierung eines an sich analogen Prozesses war der Beginn einer anderen Erfolgsgeschichte jener vom Logistik-Startup Storebox. Im Keller einer älteren Dame, welche ihr Abteil dort untervermietete, hatte die Idee den Ausgang genommen. So wurde man auf den Bedarf aufmerksam und das Franchisesystem wurde auf Anregung von Vermieterseite eingeführt. Zuvor versuchte man es mit einer Immobilienbörse in dem Bereich. Mit derartigen Weiterentwicklungen und ausgestattet mit Risikokapital konnte man mittlerweile auf 250 Standorte expandieren. Eine jüngste Entwicklung ist die Einbindung von Click & Collect als Lieferort und globale Player wie Ikea nutzen den Service um ihrerseits digitaler zu werden.
Der „1. Austrian Proptech Report“ ist eine Publikation der Austrian Proptech Initiative (apti) und bietet einen kompletten Überblick über digitale Lösungen für die Immobilienwirtschaft in Österreich. Enthalten sind auch Kontaktinfos und Infos zu Persönlichkeiten des wachsenden Ökosystems. Bestellbar ist der Report auf der Webseite der apti: https://apti.at/report/
Fotocredit © Jana Madzigon