Der Traum vom kleinen Haus mit Garten war bis in die 1990er ökonomisch für viele Menschen in Reichweite, bevor die Realeinkommen, vor allem der unteren und mittleren Einkommensschichten, zu stagnieren begannen. Aufgrund der durch die Leichtbauweise immer billiger werdenden Immobilien und der leichtsinnigen Vergabe von Krediten, verzögerte sich diese Entwicklung in den USA, bevor die Blase 2008 bitter platzte.
Während die Finanzkrise heute überstanden ist, erschweren saftige Anstiege von Immobilienpreisen in den letzten Jahren die Suche nach dem Traumhaus für alle, die nicht überdurchschnittlich vermögend sind. Jetzt schließt sich ein weiteres Problem an: Immo-Bots, die automatisch günstige Häuser aufkaufen, um sie vollautomatisch weiterzuvermieten. Auch Aufgaben von Maklern und Vermietern werden automatisiert und somit nicht mehr benötigt.
„Imagine Homes“ ist eines dieser Unternehmen. Die 2016 gegründete Firma funktioniert voll automatisch, besitzt in fünf der sechs Städten, in denen sie operiert, nicht mal eigene Büros. Wohnungsbesichtigungen erfolgen über temporär ausgestellte Codes zum Entsperren der Haustür, nachdem die Echtheit einer Person durch die Vorlage eines Ausweises und einem Gesichtsscan per Selfie bestätigt wurde. Beim Verlassen der Immobilie erhält man eine Anfrage aufs Smartphone, ob man an der Miete des Objekts interessiert sei.
Sogenannte „Automated Landlords“ gibt es in den USA reichlich, sie minimieren die Kosten für Angestellte und steigern so die Mietumsätze. Nach dem Crash 2008, wurden Investoren auf genau solche Firmen aufmerksam, als Datenspezialisten begannen gezielt nach Immobilien zu suchen, die aufgrund geplatzter Kredite nun günstig zum Verkauf standen.
Auch wenn sich dieses Phänomen noch nicht mit messbarer Signifikanz auf die Immobilienpreise ausgewirkt hat, lässt sich ein „Verdrängungseffekt“ deutlich beobachten. Gerade für Familien mit mittlerem und niedrigem Einkommen wird es schwer Wohneigentum zu erwerben. Bots legen bereits nach wenigen Minuten oder Stunden der Listung einer Immobilie Kaufanbote vor, verzichten dabei auf einen Inspektionsbesuch, was den Aufwand für die Verkäufer reduziert.
Erste Probleme
Unklare Regelungen über die Schäden an Elektrik und Wasserleitung oder Rasenpflege werfen erste Beschwerden auf. Geht es um Reparaturen, so kommen auch hochautomatisierte Vermieter nicht ganz ohne die Hilfe des Menschen aus. Automated Landlords greifen dann auf Selbstständige aus der Umgebung zurück, die Abwicklung scheint allerdings länger zu dauern als bei Firmen mit „echten“ Kontaktpersonen.
Auch auf politischer Ebene regt sich erster Widerstand: Cincinnati’s Stadtverwaltung hat etwa angefangen selbst Häuser zu kaufen, um den Zugriff durch investorgeschützte Firmen einzuschränken.