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Ivalu Spotlight: Im Interview Samuel Krivic (Leitung IT & Betriebsmanagement, Raiffeisen Immobilien NÖ/Wien/Burgenland)

Wir haben Ivalu Spotlight ins Leben gerufen und befragen namhafte Entscheidungsträger:innen der Immobilienwirtschaft zum Trendthema Digitalisierung, deren Auswirkungen, Nutzen und Chancen für die Branche.
Ivalu Spotlight: Im Interview Samuel Krivic (Leitung IT & Betriebsmanagement, Raiffeisen Immobilien NÖ/Wien/Burgenland)
© Ivalu

Welchen Stellenwert hat Digitalisierung bei Ihnen im Unternehmen?

Digitalisierung hat bei uns einen hohen Stellenwert, deshalb haben wir von Raiffeisen Immobilien das Thema bereits vor einigen Jahren selbst in die Hand genommen und entwickeln viele unserer digitalen Lösungen selbst bzw. mit professionellen und innovativen Partnern. Wir haben zu diesem Zweck 2018 ein eigenes Tochterunternehmen gegründet, die Immonow Services GmbH. Digitalisierung ist aus unserer Sicht der Schlüssel, um ein Unternehmen nachhaltig, effizient und rechtssicher gestalten zu können. Viele Prozesse im Unternehmen können durch Digitalisierung optimiert werden und schaffen somit freie Ressourcen für Kreativität und Innovation. Dabei geht es gar nicht so sehr darum, immer und um jeden Preis „first mover“ zu sein und auf jeden vermeintlichen Trend aufzuspringen, sondern darum das Gesamtbild zu betrachten, um so nachhaltige Lösungen zu schaffen welche einen Mehrwert für Mitarbeiter:innen, Kund:innen und das Unternehmen liefern.

Die Digitalisierung schreitet in vielen Lebensbereichen rasant voran. Bei welchen Prozessen in der Immobilienbranche sehen Sie das größte Potenzial?

Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) wird auch auf die Immobilienbranche einen enormen Einfluss nehmen. Dieser wird über KI-generierte Texte für Immobilieninserate, welche ja bereits bei vielen Unternehmen State of the Art sind, deutlich hinausgehen. M.M. nach hat die Reise gerade erst begonnen, in der Zukunft wird uns KI z.B. bei Themen wie Immobilienerfassung aufgrund von Geo-Koordinaten, Immobiliensuche anhand von Lebensphasen der Interessenten oder bei zielgruppenorientierten, automatisiertem virtuellem Homestaging unterstützen. Auch im Bereich der Qualitätssicherung oder bei Vertrags- und Finanzierungsthemen wird KI Einzug halten. Viele dieser Technologien sind bereits vorhanden oder befinden sich im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium, nun liegt es an der Branche sie auch gezielt einzusetzen.

Welche digitalen Lösungen vermissen Sie im Immobilienbereich?

Besonders unternehmensübergreifende Systeme und allgemeine Standards zum sicheren Austausch von Daten und Informationen werden in einer vernetzten Welt immer wichtiger. Teilweise wird hierbei auch in hoch technisierten Branchen noch auf veraltete Lösungen oder Prozesse zurückgegriffen. Auch das Thema digitale Barrierefreiheit ist ein wichtiger Bereich, in dem für die Immobilienbranche noch viel zu tun ist. Es geht darum, Menschen Informationen möglichst uneingeschränkt, auf sicherem Weg und mit niedrigen Hürden zugänglich zu machen. Das beginnt bei der Mehrsprachigkeit von Online-Auftritten und -Angeboten und geht bis hin zu alternativen Medien wie beispielsweise Sprachausgabe, um Immobilien auch mit anderen Sinnen erlebbar zu machen.

In welchen Prozessen verwenden Sie in Ihrem Unternehmen digitale Lösungen?

Mit Immonow haben wir ein eigenständiges Tochterunternehmen, das sich voll und ganz darauf konzentriert, digitale Lösungen für die Raiffeisen Immobilien Gruppe zu entwickeln und implementieren. Daher sind bereits viele unserer Prozesse im Tagesgeschäft teil- oder volldigitalisiert: Der Bogen spannt sich dabei von der Zusammenführung von Interessent:innen mit deren zukünftigen Immobilien („Matching“), über die Kommunikation zwischen unseren Mitarbeitenden, Kunden:innen und Geschäftspartnern:innen bis zu automatisierten Antragsstrecken oder der Qualitätssicherung. Auch die Aufnahme und Erfassung von Objekten bis hin zu deren Vermarktung sind bei uns bereits seit langer Zeit digital möglich. Aber auch in Bereichen außerhalb der Immobilienvermittlung setzen wir auf digitale Technologien, um Prozesse zu optimieren, etwa im Rechnungswesen oder der Liegenschaftsbewertung. Digitalisierung ist ein guter und wichtiger Schritt, dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass es unsere eigentliche Aufgabe ist, Menschen zu ihrem ganz persönlichen Wohntraum zu verhelfen. Nur weil es bereits in vielen Bereichen möglich ist, ist es daher nicht unbedingt zielführend, auch tatsächlich sämtliche Prozesse zu digitalisieren. Besichtigungen etwa müssen immer auch real möglich sein, wenn der Kunde das möchte.

Was stört Sie bei Anbietern von digitalen Lösungen am meisten?

Viele der aktuellen Anbieter leisten ausgezeichnete Arbeit. Da wir auch selbst in diesem Bereich aktiv sind, kennen wir die Herausforderungen, die mit der Entwicklung digitaler Lösungen in einem sich immer rascher verändernden Umfeld einhergehen, gut. Aus dieser Erfahrung heraus kann ich sagen: Wichtig ist es, sich nicht auf vergangenen Erfolgen auszuruhen. Darüber hinaus sollten Anbieter von digitalen Produkten bereit sein Risiken einzugehen und auch wirklich Neues zu versuchen - und nicht bestehende Ideen neu verpacken und als Innovation verkaufen.  

Foto: Bea Hasler

Digitalisierung Künstliche Intelligenz