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KI oder Mensch? Die Zukunft des Jobmarkts

In der Immobranche wie in fast allen anderen Branchen gilt: Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben. Doch wie wirkt sich das auf den Jobmarkt aus? Wie haben sich die Anforderungen an Arbeitnehmer:innen verschoben? Eine aktuelle Studie gibt Auskunft über die Entwicklung der letzten fünf Jahre auf dem Stellenmarkt.
KI oder Mensch? Die Zukunft des Jobmarkts
© Ivalu

Künstliche Intelligenz (KI) hat sich in der Geschäftswelt fest etabliert und beeinflusst maßgeblich die Anforderungen an Arbeitskräfte. Eine aktuelle Studie der Jobplattform Stepstone wirft nun einen Blick auf die ersten Auswirkungen: Die Anzahl der Stellenanzeigen für Positionen mit KI-Bezug ist im Vergleich zu vor fünf Jahren um die Hälfte gestiegen. Aber nicht nur technische Kenntnisse sind von Bedeutung: Während Unternehmen in diversen Branchen vermehrt nach Fachkräften mit KI-Kenntnissen suchen, zeigt sich parallel dazu auch eine Verlagerung hin zur Betonung von Soft Skills, die den menschlichen Aspekt der Arbeit betonen. Grund zur Sorge, dass KI den Menschen ihre Jobs kosten wird, gibt es also nur begrenzt. „KI wird in Zukunft immer mehr in unseren Arbeitsalltag Einzug halten. Doch der Mensch wird niemals ersetzt werden – er wird nur andere Aufgaben übernehmen“, sagt Arbeitsmarktexperte Dr. Tobias Zimmermann von Stepstone.

Jobs: Was sich von 2019 bis heute geändert hat

Analysiert wurden die Daten aller Stellenangebote von Stepstone in Deutschland im Zeitraum von Januar 2019 bis Oktober 2023. Dabei wurde untersucht, wie oft Arbeitgeber KI- oder Soft Skills als Voraussetzung für eine Stelle hervorheben. Unter den KI-Begriffen fanden sich Ausdrücke wie Deep Learning, Prompting und Machine Learning, während bei den Soft Skills beispielsweise Analytisches Denken, Kreativität und Flexibilität genannt wurden. Wenig überraschend, der Verlauf hinsichtlich Künstlicher Intelligenz? War diese zwar schon seit einigen Jahren Thema, so boomte der Bereich in der breiten Öffentlichkeit erst mit Anfang 2022 durch den Release von ChatGPT so richtig. Und so ist die Suche nach Mitarbeiter:innen mit KI-Kenntnissen seit 2019 um 46 Prozent gestiegen. Die Entwicklung an sich ist jedoch nicht neu und wurde bereits in den Jahren vor dem Durchbruch von KI-Plattformen wie ChatGPT beobachtet. Schon 2021 erkannte die Studie eine Steigerung von 85 Prozent in der Nachfrage nach Fachkräften mit KI-Kenntnissen im Vergleich zu 2019. Laut der Studie erreichte die Nachfrage im Jahr 2022 mit +117 Prozent im Vergleich zu 2019 ihren Höhepunkt und stabilisierte sich dann auf einem konstanten Niveau im Jahr 2023.

Auch „menschliche“ Skills von großer Bedeutung

Gehört die Zukunft also den Tech-Nerds, ungeachtet deren sozialen Fähigkeiten? Nicht unbedingt. Denn nicht nur technische Kenntnisse sind von Bedeutung. Offensichtlich erhöht sich mit den Anforderungen an KI-Skills ebenso der Bedarf an Soft Skills. Mit dem Anstieg der KI-Jobs geht auch eine gleichzeitige Zunahme von 190 Prozent bei der Betonung von Soft Skills in Stellenanzeigen einher. Eigenschaften wie Flexibilität (+38 Prozent), Kommunikationsfähigkeit (+35 Prozent), Lernbereitschaft (+34 Prozent) und Kreativität (+27 Prozent) werden als unverzichtbar betrachtet und verzeichneten in den letzten fünf Jahren den größten Zuwachs in Stellenanzeigen. „All das sind Fähigkeiten, die wir gerade im Zeitalter von ChatGPT & Co. brauchen. Keine KI wird jemals ganz ohne Menschen auskommen. Technologien müssen von Personen trainiert, bedient und weiterentwickelt werden“, betont Experte Zimmermann. „In Zukunft werden soziale Kompetenzen und weiche Faktoren auf dem Arbeitsmarkt immer wichtiger werden – weil es die Fähigkeiten sind, die Menschen den Maschinen immer voraus haben werden.“

Trend auch auf LinkedIn zu beobachten

Immer mehr Menschen heben ihre KI-Fähigkeiten auch in ihren Jobprofilen hervor. LinkedIn verzeichnet in dieser Hinsicht eine Steigerung von etwa 75 Prozent pro Monat, gibt der „AI at Work“-Report des Netzwerks von August 2023 Aufschluss. Darüberhinaus stellt sich die Frage: Werden Titel künftig überflüssig? Denn gleichzeitig unterstützt LinkedIn einen neuen Ansatz im Bewerbungsprozess, bei dem Arbeitgeber künftig weniger auf Abschlüsse achten und stattdessen die individuellen Fähigkeiten stärker berücksichtigen. Schul- und Hochschulabschlüsse sowie frühere Berufsbezeichnungen sollen nicht mehr als zentrale Zugangsvoraussetzungen gelten, stattdessen soll der Fokus auf den nachgewiesenen Fähigkeiten der Bewerber:innen liegen. Dieser Paradigmenwechsel wird laut LinkedIn in zahlreichen Branchen erwartet – und bereits von einigen Unternehmen angestrebt.

Gute Aussichten

Neue, uns derzeit noch unbekannte Berufsbilder werden entstehen. Und der Mensch bleibt immer an erster Stelle. Soziale Kompetenzen und die Fähigkeit, zwischen menschlichen Qualitäten und maschinellen Fähigkeiten zu unterscheiden, werden in Zukunft noch wichtiger. In einer Ära, in der technologischer Fortschritt die Arbeitswelt bestimmt, wird die Zukunft in einer ausgewogenen Kombination aus technischer Kompetenz und menschlichen Fähigkeiten liegen.

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