Rennen um KI-Entwicklung: Wieso hinkt die EU hinterher?

Wie wichtig es ist, in puncto Künstlicher Intelligenz am Ball zu bleiben, zeigt ein aktueller Bericht der Europäischen Rechnungshofs, der der europäischen Wirtschaft aktuell kein gutes Zeugnis ausstellt. Doch woran liegt das?

Rennen um KI-Entwicklung: Wieso hinkt die EU hinterher?

Die Europäische Union liegt trotz zahlreicher Maßnahmen hinter den USA und China im globalen Wettrennen um die Vorherrschaft in der Künstlichen Intelligenz, besagt ein kürzlich veröffentlichter Bericht des Europäischen Rechnungshofs. Obwohl die EU-Kommission in den letzten Jahren die Ausgaben für KI-Forschung erheblich gesteigert hat, gelang es ihr nicht, private Investitionen in gleichem Maße anzukurbeln. Diese sind jedoch von entscheidender Bedeutung, da sie Innovationen antreiben und den Übergang von Forschungsergebnissen zu marktfähigen Produkten und Dienstleistungen unterstützen. Dieser Mangel hat weitreichende Folgen, denn, wie die Prüfer betonen, KI-Investitionen sind von entscheidender Bedeutung für ein erfolgreiches Wirtschaftswachstum der EU. Ohne ausreichende private Mittel stagniert die Entwicklung und Kommerzialisierung von KI-Technologien.

„Der Gewinner bekommt am Ende alles“

„Im Wettrennen um KI besteht die Gefahr, dass der Gewinner am Ende alles bekommt“, warnte der zuständige Prüfer des Europäischen Rechnungshofs, Mihails Kozlovs, in einer Aussendung. Er betonte: „Um die ehrgeizigen EU-Ziele zu erreichen, müssen die Europäische Kommission und die EU-Länder ihre Kräfte wirksamer bündeln, schneller handeln und das Potenzial der EU besser nutzen.“

Ein zentraler Kritikpunkt des Berichts ist, dass keine effektive Koordinierung mit den Mitgliedsstaaten vorhanden sei. Der EU-Kommission fehlten „die erforderlichen Steuerungsinstrumente und Informationen“, was die Umsetzung von Maßnahmen und Regulierungen verlangsame. Die derzeitigen Ziele, die auf das Jahr 2018 zurückgehen, sehen vor, dass zwischen 2021 und 2030 jährlich 20 Milliarden Euro in KI investiert werden sollen – sowohl aus öffentlichen als auch privaten Mitteln. Zudem hat sich die Kommission verpflichtet, in den Jahren 2021 bis 2027 je eine Milliarde Euro in Forschung und Innovation zu investieren. Und bis 2030 sollen EU-weit drei Viertel aller Unternehmen KI einsetzen.

Der Ist-Stand ist ernüchternd

Doch der aktuelle Stand ist ernüchternd. Ein Blick auf die Zahlen der vergangenen Jahre zeigt: 2021 lag der Anteil der Unternehmen, die KI einsetzten, laut Europäischem Rechnungshof im EU-Durchschnitt bei nur acht Prozent. Zwischen den Mitgliedstaaten zeigen sich dabei erhebliche Unterschiede: In vielen osteuropäischen Ländern liegt der Anteil unter fünf Prozent, während er in Dänemark, Finnland, Deutschland, Slowenien, Portugal und den Benelux-Staaten über zehn Prozent beträgt. Indes bewegt sich Österreich im Mittelfeld: Bei uns betrug 2021 der Anteil der KMUs, die KI nutzten, noch unter 10 Prozent, während bei großen Unternehmen schon rund 30 Prozent KI-Anwendungen einsetzen.

Der Bericht des Europäischen Rechnungshofs unterstreicht die Dringlichkeit eines koordinierten und beschleunigten Vorgehens der EU und ihrer Mitgliedstaaten im Bereich der KI-Entwicklung. Nur durch gezielte Maßnahmen und eine stärkere Zusammenarbeit wird die EU im globalen Wettbewerb um die technologische Vorherrschaft mithalten können.