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Digitalisierung im Bau: Zwischen Pflicht, Potenzial und Pragmatismus

Die deutsche Bauwirtschaft steht unter Strom – aber nicht unbedingt unter digitalem. Der NEVARIS-Report zeigt: Zwischen Erkenntnis und Umsetzung klafft noch immer eine Baugrube. Zwar haben BIM, CAD & Co. längst den Weg auf die PowerPoint-Folien gefunden, doch auf der Baustelle regieren oft noch Zettelwirtschaft und Bauchgefühl.
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Digitalisierung im Bau: Zwischen Pflicht, Potenzial und Pragmatismus
© Ivalu

Das digitale Selbstbild: „Wir könnten – wenn wir wollten“

Laut PwC-Studie (zitiert im NEVARIS-Paper) sehen 56 % der Bauunternehmen ihre administrativen Prozesse als „digital gut aufgestellt“. Doch beim Einkauf, der Logistik und der eigentlichen Bauausführung erkennen 58 % Nachholbedarf. Anders gesagt: Excel funktioniert – aber Baustelle bleibt analog. Projektprozesse wie Planung und Kalkulation? Auch hier sehen 40 % Optimierungspotenzial.

Die vier Stolpersteine: Technik, Menschen, Geld und Regeln

Was bremst die Branche? Laut Report vor allem:

  • Technik, die kompliziert erscheint oder nicht kompatibel ist.
  • Personal, das (noch) nicht mitzieht oder schlicht fehlt.
  • Kosten, die in Zeiten von Inflation und Margendruck nicht „einfach so“ aufgebracht werden.
  • Regulierung, die eher bremst als beschleunigt – mit Datenschutz, Vergaberecht und BIM-Pflichten im Gepäck.

Der Staat drückt aufs Gas – zumindest theoretisch

Impulse kommen von oben: Die verpflichtende Nutzung von BIM bei öffentlichen Projekten sorgt für Bewegung. Erste Unternehmen wagen sich auf die digitale Baustelle. Aber von flächendeckender Umsetzung kann keine Rede sein.

Warum trotzdem keiner drumherumkommt

Die Vorteile sind bekannt – und im Report klar benannt:

  • Effizientere Abläufe, weniger Doppelarbeit, weniger Fehler.
  • Geringere Baukosten dank präziserer Planung und Ressourcensteuerung.
  • Kürzere Projektlaufzeiten und bessere Kommunikation.
  • Mehr Nachhaltigkeit durch datengetriebene Entscheidungen, 3D-Druck, weniger Leerlauf.

Und: Wer digital arbeitet, wird für junge Talente interessanter – in Zeiten von Fachkräftemangel ein echter Wettbewerbsvorteil.

Digitalisierung als Employer Branding? Absolut.

Der NEVARIS-Report bringt es auf den Punkt: Die Baubranche hat ein Imageproblem. Digitalisierung ist nicht nur Effizienztreiber – sie ist auch Magnet für junge Fachkräfte. Wer mit AR-Brille, digitalem Zwilling und cloudbasiertem Projektmanagement wirbt, hebt sich ab. Wer weiterhin auf Durchschläge und Ortsbegehungen setzt, bleibt auf der Strecke – personell wie operativ.

Die Tools sind da, die Chancen benannt, die Probleme klar – was fehlt, ist oft der Mut zur Umsetzung. Wer sich jetzt nicht bewegt, wird bewegt. Denn während andere Branchen längst digital liefern, plant der Bau noch. Die gute Nachricht: Es gibt Spezialisten, Software, Förderungen – und immer weniger Ausreden.

Wirtschaftlichkeit