iReport

Ring frei! Chatbot vs. Makler!

Der Wettkampf ist eröffnet – nicht nur bei Immobilien, sondern auch in vielen anderen Branchen. Was Maklerunternehmen mit Expertise, Bauchgefühl und juristischem Beistand erledigen, versucht immer mehr, nun auch die künstliche Intelligenz zu übernehmen.
ronald@ivalu.eu
Ring frei! Chatbot vs. Makler!
© Ivalu

Ob virtuelle Besichtigungen, Marktanalysen oder die Zusammenstellung von Vor- und Nachteilen einer Immobilie – moderne KI-Plattformen wie „Homa“ oder „Restate AI“ versprechen einen Rundum-Service, der den Immobilienkauf effizienter, transparenter und für jedermann zugänglich machen soll. Doch wie viel Mensch braucht der Immobilienmarkt noch, wenn die Maschine immer selbstbewusster auftritt?

Versprochene Effizienz trifft auf algorithmische Kreativität

Es klingt bestechend einfach: Ein paar Klicks, ein paar Daten – und schon präsentiert die KI die Wertentwicklung einer Immobilie, deren Energieeffizienz oder eine SWOT-Analyse, die früher stundenlange Recherche erforderte. Sogar Vertragsentwürfe, Mietpreisprognosen und rechtliche Fallstricke nimmt sich die KI vor. Gerade in der oft trägen und papiergetriebenen Immobilienbranche eine willkommene Beschleunigung.

Doch genau hier beginnt die Krux: Künstliche Intelligenz basiert auf Wahrscheinlichkeiten, nicht auf Gewissheiten. Und sie hat eine irritierende Schwäche – sie halluziniert. Ein Phänomen, das bedeutet: Die KI erfindet Details, Argumente oder rechtliche Einschätzungen, die sich im besten Fall als Übertreibung, im schlimmsten Fall als gefährlicher Unsinn herausstellen.

Halluzinationen im Exposé

Wer sich auf KI-generierte Exposés verlässt, könnte bitter enttäuscht werden. Es häufen sich Fälle, in denen Immobilien mit fantasievollen, aber faktisch falschen Vorteilen beworben wurden – von angeblich geplanter Nahverkehrsanbindung bis hin zu Energieklassen, die sich bei genauer Prüfung in Luft auflösen.

Besonders kritisch wird es bei rechtlichen Themen. KI kann juristische Formulierungen erstaunlich gut imitieren – doch sie versteht sie nicht im klassischen Sinn. Die Konsequenz: scheinbar wasserdichte Einschätzungen, die im Streitfall nicht vor Gericht bestehen. Für Käufer und Verkäufer ein teures Spiel mit dem Feuer.

Das Dilemma der Automatisierung

Die große Herausforderung für die Branche liegt darin, den Spagat zu schaffen zwischen Automatisierung und echter Expertise. KI kann Makler unterstützen, aber nicht ersetzen – zumindest noch nicht. Vor allem im Bereich Beratung, Verhandlung und Emotionalität bleibt der Mensch unersetzlich. Denn Immobilien sind mehr als Zahlen und Fakten – sie sind Lebensentscheidungen, geprägt von individuellen Bedürfnissen, Ängsten und Werten.

Die Zukunft des Immobilienmarkts ist digital, aber sie braucht analoge Kontrolle. Plattformen, die KI als unterstützendes Werkzeug verstehen und zugleich auf menschliche Expertise setzen, könnten das Beste aus beiden Welten verbinden. Blindes Vertrauen in maschinell erzeugte Analysen jedoch birgt Risiken, die der Branche teuer zu stehen kommen könnten.

Denn am Ende gilt: Auch wenn der Chatbot charmant verkauft – für die Wahrheit und die Verantwortung haftet noch immer der Mensch.

Digitalisierung Künstliche Intelligenz