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Werden Rechenzentren schnell genug gebaut?

Ein Blick auf den JLL-Report und die Implikationen für den europäischen Markt: „Data center construction is outpacing all real estate sectors, but supply remains tight“ – so beginnt der JLL-Insight-Beitrag „Are data centers being built fast enough?“
ronald@ivalu.eu
Werden Rechenzentren schnell genug gebaut?
© Ivalu

Globale Dynamik: Wachstum jenseits der Spitzenmärkte

JLL prognostiziert für 2025 einen historischen Höchstwert bei der Fertigstellung neuer Rechenzentren – weltweit schneller wachsend als jeder andere Immobiliensektor. Dennoch bleibt das Verhältnis von Angebot und Nachfrage angespannt: Die Kapazitäten sollen sich in den kommenden zwei Jahren mit einer CAGR von 15 % erweitern, können jedoch weiterhin nicht mit der Nachfrage Schritt halten.

Besonders interessant: Der Fokus liegt zunehmend auf Sekundärmärkten wie Mumbai, Madrid oder Atlanta, die sich in den letzten Jahren als Rechenzentrumshubs etabliert haben.

Potenzial und Bremser: Infrastruktur, Genehmigungen, Ressourcenknappheit

Das Wachstum wird durch eine Kombination aus Digitalisierung, Regierungsinitiativen (z. B. AI-Growth-Zones im UK), schnellerer Netzwerkanbindung (Subsea-Kabel in Indien und Spanien) und kluger Standortwahl befeuert.

Aber: Landverfügbarkeit und Stromkapazität bleiben zentrale Flaschenhälse, die den Ausbau bremsen. Hyperscaler reagieren mit verstärktem Land Banking, um schneller Kapazitäten verfügbar zu machen.

Stimmen aus der Praxis: Verzögerungen durch Energie und Fachkräftemangel

In der Tech-Szene liest man: „The infrastructure is lagging tho“ – insbesondere die Stromversorgung hinkt hinterher. Es fehlt zunehmend an qualifiziertem Personal, wodurch Bauzeiten verlängert und die Betriebsqualität leidet. Weitere Reddit-Aussagen zeigen, wie unrealistische Gigawatt-Flächenpläne platzen, weil selbst große Player das vorhandene Stromnetz nicht stärken können. „It has more to do with … power and cooling designs that original plans can't intercept“, schreibt ein kommentierender Experte.

Europa – Zwischen Standortchancen und Strukturproblemen

Wien und Mitteleuropa befinden sich im Spannungsfeld: Einerseits darf mit Zuzug von Hyperscalern gerechnet werden, mit anstehenden AI-Projekten und digitalen Initiativen. Andererseits ist hierzulande Strominfrastruktur limitiert, Planungszyklen sind lang – und es mangelt an großflächigen, energieintensiven Standorten.

Im europäischen Kontext könnten Beispiele wie Irland als Warnung dienen: Rechenzentren beanspruchen dort inzwischen mehr Strom als alle städtischen Haushalte zusammen, was zu einem Ausbaustopp bis 2028 geführt hat.

Auch im US-Midwest zeigt sich, wie expansives Wachstum in Städten wie Columbus oder Dallas massiv Wasserverbrauch und Strombedarf erzeugt – bei gleichzeitig niedriger Schöpfung von langfristigen Arbeitsplätzen.

Quelle: https://www.jll.com/en-uk/insights/are-data-centers-being-built-fast-enough

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