Prognostiziert werden Fertigstellungen, die nur etwa die Hälfte des jährlich benötigten Wohnraums abdecken. Das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, befeuert durch sinkende Zinsen und eine steigende Anzahl von Transaktionen, deutet auf eine Marktveränderung hin: Der Käufermarkt neigt sich seinem Ende zu – ein Verkäufermarkt ist in Sicht.
Besonders auffällig ist die geografische Konzentration: Bezirke mit Großprojekten wie Donaustadt, Floridsdorf oder Landstraße dominieren das Fertigstellungsgeschehen, während andere Bezirke kleinteiliger entwickelt werden. Durchschnittlich entstehen 47 Wohnungen pro Projekt, wobei die Hälfte der Projekte deutlich kleiner ausfällt.
Auch in puncto Nachhaltigkeit zeigt sich ein Wandel: Green-Building-Zertifizierungen sind zwar noch nicht die Norm, könnten aber 2026 erstmals die Mehrheit stellen – besonders dann, wenn institutionelle Investoren im Spiel sind. Apropos Investoren: Die Zahl der Mietwohnungen im Eigentum großer Anleger bleibt begrenzt, obwohl der Mietwohnungsmarkt unter Druck steht. Rund ein Drittel der neuen Einheiten wird als Vorsorgewohnungen platziert, ein weiteres Drittel ist für Eigennutzer vorgesehen.
Preislich entfernen sich neue Projekte zunehmend von leistbaren Segmenten. Wohnungen unter 6.000 Euro/m² werden zur Seltenheit, selbst Sanierungen sind nicht günstiger – allerdings oft besser gelegen. Wer mietet, zahlt in Randlagen zwischen 13 und 16 Euro/m², im Zentrum auch mal 25 Euro/m². Die Projektpipeline für Großverkäufe an institutionelle Investoren ist ausgedünnt, spektakuläre Deals könnten dennoch punktuell für Schlagzeilen sorgen.
Das Resultat: Wiens Wohnbau steht vor einem Kipppunkt. Der Mangel an Neubauten, gepaart mit steigender Nachfrage, bringt Bewegung in einen lange stagnierenden Markt. Wer investieren will – ob institutionell oder privat – sollte die kommenden 18 Monate aufmerksam beobachten.